Eine Infiltration ist eine semi-invasive Therapie zur Behandlung von interstitieller Zystitis (IC), Vulvodynie, Beckenmuskelkontrakturen und Beckenneuropathie.
Die Infiltrationen bestehen in der Injektion von wirksamen Substanzen mit einer Nadel direkt in das vom Entzündungsprozess, vom Schmerz, von der Muskelkontraktion oder von der Neuropathie betroffene Gewebe. Der Vorteil dieser Behandlung besteht darin, dass das gesamte verabreichte Medikament genau an die Problemstelle gelangt und gleichzeitig die Nebenwirkungen vermieden werden, die bei oraler Einnahme auftreten können.
Bei urogenitalen Erkrankungen können Infiltrationen in den Muskel, die Schleimhaut, die Dermis oder in Triggerpunkte erfolgen.
Es gibt verschiedene injizierbare Substanzen, die je nach zu behandelnder Erkrankung variieren.
- Botulinumtoxin (Botox, Dysport, Myobloc, Neurobloc)
Dieses starke Neurotoxin wurde kürzlich für die Behandlung von Patient*innen mit interstitieller Zystitis untersucht. Es wird vom Bakterium Clostridium botulinum hergestellt und entspannt den Muskel an der Injektionsstelle (Detrusor und Urethra). Das Botulinum wirkt sich nicht nur positiv auf die Muskulatur aus, sondern auch auf die Nervenimpulse. Dadurch werden auch Harnfunktionsstörungen verbessert, die Blasenkapazität erhöht sowie Inkontinenz, Harndrang und Häufigkeit reduziert. Die Wirkung der Therapie ist vorübergehend (etwa 3 Monate) und muss in Zyklen wiederholt werden. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Das Botulinum kann instilliert oder direkt in den Detrusor- oder Urethramuskel injiziert werden.
Konventionen für Mitglieder
- Triamcinolon
Die Injektion erfolgt unter die Epithelschleimhaut. Sie wurde kürzlich bei Patient*innen mit interstitieller Zystitis für die Behandlung des Hunner-Ulkus mit guten Ergebnissen untersucht. Unter Anästhesie wird die Substanz mittels Endoskopie-Nadel in die Mitte der Läsion injiziert. Sie ist gut verträglich und hat bei 70% der Patient*innen Verbesserungen gezeigt.
- Infiltrationen der Triggerpunkte
In die Triggerpunkte werden entzündungshemmende Substanzen (Kortison), muskelentspannende Mittel (Botulinumtoxin), Anästhetika und Immunmodulatoren injiziert, die die Weiterleitung veränderter Schmerzsignale unterbrechen.
- Kortison Bei Vulvodynie zeigt Kortison, wenn es in Form einer Creme auf die Schleimhaut des Vestibulums aufgetragen wird, nicht die gewünschte Wirkung und verstärkt oft das Brennen. Zahlreiche Studien (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11547644) zeigen jedoch, dass Kortison, wenn es in Kombination mit Lidocain direkt in die Submukosa des Vestibulumgewebes injiziert wird, auf die Nervenendigungen wirkt und Schmerzen sowie neurogene Entzündungen reduziert. Diese Infiltration wird einmal wöchentlich, vier Wochen in Folge, durchgeführt. 20 Minuten vor der Infiltration wird eine Betäubungscreme (EMLA) aufgetragen, um zu verhindern, dass die Patientin den Einstichschmerz spürt.
Plasma – nützlich zur Behandlung der Vestibulodynie. Hierbei werden Fettzellen entnommen und gemeinsam mit plättchenreichem Plasma in die Vulvaschleimhaut transplantiert, um eine Revaskularisierung (Wiederherstellung der Blutversorgung) und die Produktion von neuem Kollagen zu fördern, was zu einer Geweberegeneration führt.
- Weitere injizierbare Substanzen in der Testphase
Cyclosporin, Etanercept und Infliximab, IL-10, Imatinib, Omalizumab, Methotrexat, Capsaicin und Resiniferatoxin, Bioflavonoide, NGF, Leukotrien-Antagonisten, Suplatast.