Wenn neuropathische Schmerzen auf weniger invasive Behandlungen (elektrische Therapien, orale Neuromodulatoren, tibiale Stimulation) nicht ansprechen, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
Die beiden wichtigsten Verfahren in solchen Fällen sind die Ganglienblockade und die sakrale Neuromodulation.
Ganglienblockade
Beim Blockieren der Nervenzentren, die bei Beckenneuropathien beteiligt sind, wird ein Lokalanästhetikum – gelegentlich auch zusammen mit Kortison – in das unpaare Ganglion (Ganglion impar), den Pudendusnerv oder die sakralen Nervenwurzeln injiziert. Diese Behandlung reduziert das Schmerzempfinden, indem sie die Nerven „zur Ruhe bringt“ und ihnen ermöglicht, die Weiterleitung von Signalen zu normalisieren.
Es wird angenommen, dass die wiederholte Durchführung solcher Blockaden die Kommunikation zwischen der Peripherie (Rezeptoren und Neuronen) und dem zentralen Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) wiederherstellt. Dadurch wird die Weiterleitung unnötiger Schmerzsignale reduziert und das unkontrollierte Wachstum neuer Nervenenden gestoppt, das durch den sogenannten „Nerve Growth Factor“ (ein Wachstumsfaktor für Nerven) ausgelöst wird.
Die Injektionen sind zwar etwas unangenehm, werden aber in der Regel gut vertragen. In den ersten Tagen nach einer Sitzung kann es zu leichten Beschwerden oder einem Druckgefühl im behandelten Bereich kommen – diese klingen jedoch meist nach wenigen Tagen ab.
Nach der ersten Sitzung hält die schmerzlindernde Wirkung in der Regel nur fünf bis sechs Stunden an. Mit den folgenden Sitzungen verlängert sich die Wirkung nach und nach, bis der Schmerz schließlich ganz verschwindet – ein Zeichen dafür, dass sich das Nervensystem neu reguliert hat. Tatsächlich werden die Abstände zwischen den Sitzungen immer größer, bis schließlich keine weiteren mehr notwendig sind.
Die Behandlung besteht aus einem Zyklus von mindestens drei bis maximal sieben bis acht Sitzungen, die alle drei bis vier Wochen stattfinden. Die Gesamtdauer der Behandlung ist individuell unterschiedlich.
Erfahrungsberichte
„Ich muss sagen, dass die Therapie ziemlich schmerzhaft ist, aber er hat eine sehr schnelle und sanfte Hand – deshalb ist es auszuhalten. Das sage ich als jemand, der große Angst vor Spritzen hat... aber um gesund zu werden, würde ich jede Behandlung auf mich nehmen. Diese Therapie ist für Vulvodynie und Vestibulitis gedacht – ich kenne keine Erfahrungsberichte zur Wirkung bei Blasenentzündungen. Es ist aber alles sehr individuell. Dass die Therapie aus 3 bis 8 Sitzungen besteht, stimmt nicht ganz – es ist sehr persönlich. Ich leide schon seit 15 Jahren daran, und mein Arzt hat mir ehrlich gesagt, dass es bei mir sehr lange dauern wird. Es kann sogar bis zu zwei Jahre gehen. Ich habe außerdem auch Fibromyalgie… das macht die Therapie noch langwieriger. Ich habe, glaube ich, schon geschrieben, dass ich bisher acht Sitzungen hatte – aber bisher hat sich noch keine Besserung gezeigt. […] Die Kosten liegen bei 120 Euro pro Sitzung.“
Alupanel, 29.11.2009 (cistite.info)
SNM – Sakrale Neuromodulation
Die sakrale Neuromodulation besteht darin, ein Gerät unter die Haut zu implantieren, das gezielt die Nervenfasern an der Wurzel des Sakralnervs stimuliert. Dadurch wird deren Aktivität so beeinflusst, dass sie nicht über- oder untererregt sind. So wird die Wirkung auf den Blasenmuskel (Detrusor), die Schließmuskeln, Genitalien und den Beckenboden wieder normalisiert – was Symptome wie Schmerzen, Inkontinenz, Harndrang und häufiges Wasserlassen lindert.
Die SNM kann also nicht nur die Symptome der interstitiellen Zystitis lindern, sondern auch die der Vulvodynie, Beckenneuropathie und des Reizdarmsyndrom.
Das Implantieren des Elektrostimulators und der Elektroden unter die Haut ist ein ziemlich invasiver Eingriff. Daher wird zunächst ein Probelauf mit externen Stimulatoren durchgeführt. Nur wenn bei der Patientin eine Symptomlinderung von mindestens 50% eintritt und keine Nebenwirkungen auftreten, wird das endgültige Gerät unter die Haut eingesetzt.
Die durchschnittliche Erfolgsquote liegt bei etwa 62%, jedoch gelten die Ergebnisse derzeit als uneinheitlich. Da Nebenwirkungen relativ häufig sind und der Eingriff ziemlich invasiv ist, sollte diese Therapie nur bei therapieresistenten Beckenschmerz in Betracht gezogen werden – wenn alle anderen, nicht-invasiven Behandlungsformen versagt haben.
Erfahrungsberichte
„Was den Neuromodulator betrifft – du hast mich daran erinnert, dass ich vergessen habe zu erwähnen, dass ich 1998 im Krankenhaus Sant’Anna in Como (...) für sechs Tage stationär aufgenommen wurde, um einen Neuromodulator zu testen. Er wurde mir aber nicht dauerhaft implantiert, weil er nicht funktioniert hat. Die anschließende Becken-Elektromyographie in Monza war ebenfalls enttäuschend – trotz meiner Anstrengungen war die Aktivität gleich null. Sie funktionieren also nicht – aber weh tun sie trotzdem.“
31stAB12, 26.08.2015 (cistite.info)
In den letzten Jahren wurde ein kabelloses System zur sakralen Neuromodulation entwickelt. Es handelt sich um ein kleines Gerät, das in einem kurzen, etwa 30-minütigen ambulanten Eingriff in die Sakralregion eingesetzt wird – ein vorheriger Testlauf ist nicht mehr notwendig. Das Gerät ist über Radiofrequenz mit einem externen Impulsgeber verbunden – es gibt also keine Kabel mehr, die aus dem Körper ragen, wie es bisher der Fall war. Das macht die SNM für die Patient:innen deutlich angenehmer, weniger invasiv und es kann schneller implantiert werden.
Der Impulsgeber, der mit einer Batterie ausgestattet ist, wird nicht mehr unter die Haut implantiert, sondern in einem Gürtel getragen, soll aber zukünftig in ein Armband oder ein Shirt integriert werden – was die Lebensqualität weiter verbessern würde.
In Italien wurden die ersten drei Eingriffe mit dem kabellosen Neurostimulator in der Klinik „Le Betulle“ in Appiano Gentile durchgeführt – dem europäischen Sitz des Barolat Institute. Dort gibt es auch ein Callcenter zur sakralen Neuromodulation, erreichbar auf Italienisch, Englisch und Russisch unter der Nummer 342-0590517.