Geschrieben von Giulia Lanciotti
Yoga ist eine Disziplin, die körperliche, energetische und mentale Praxis sowie das Studium und die Beobachtung des Selbst umfasst. Sie hat sich über Jahrtausende hinweg entwickelt und dabei verschiedene Formen und Stile angenommen.
Die Praxis des Hatha Yoga zielt darauf ab, das Bewusstsein für den Kontakt mit der Erde, die Eigenwahrnehmung sowie die richtige Ausrichtung und Balance der körperlichen Strukturen und deren energetischen Auswirkungen zu fördern.
Was ist Hatha Raja Yoga?
Die Praxis des Raja Yoga konzentriert sich hingegen auf die tiefste innere Ebene und das Studium des Selbst. Die kombinierte Praxis von Hatha Raja Yoga harmonisiert die Arbeit an der Symmetrie des physischen und energetischen Körpers durch dynamische Abfolgen von Asanas (Körperhaltungen) und die Schulung des Geistes.
Die in den dynamischen Abfolgen des Hatha Raja Yoga vorgeschlagenen Asanas sind ein Werkzeug, um tiefere Stadien der Verbindung mit unserem Selbst zu erleichtern – sind aber niemals das Ziel der Praxis. Einerseits fördern sie sanft die Elastizität und Straffheit des Körpers, die für einen korrekten Gesundheitszustand unerlässlich sind. Andererseits bereiten sie den Geist vor und reinigen ihn von den Verlockungen des Egos.
Die Entwicklung einer energetischen Symmetrie wird durch die Praxis bewusster Atemübungen (Pranayama) erreicht. Diese können vor oder nach der körperlichen Arbeit durchgeführt werden und helfen, Angst und Stress zu kontrollieren, indem sie die Lungenkapazität erhöhen, den Atem kontrollieren und die Sauerstoffaufnahme im Blut verbessern.
Durch den Rückzug der Sinne in der Meditation (Pratyahara) wird schließlich subtiler gearbeitet, indem der Fokus nach innen gerichtet wird, um die mentale Kontrolle zu steigern. Ziel ist ein tiefes Verständnis des Selbst und die Selbstverwirklichung. Die Praxis von Pratyahara ermöglicht es, sich von den Erzeugnissen des eigenen Geistes (Urteile, Zwänge, falsche Gewissheiten) zu lösen und sich vom Leid zu befreien, das aus der falschen Identifikation mit dem eigenen Ego entsteht.
Das Fehlen von gesunder Bewegung und Selbstbewusstsein führt immer zu einer Verschlechterung der Schmerzempfindung. Die Praxis von Hatha Raja Yoga, die auf bewusstes Dehnen und Entspannen des Körpers sowie auf körperliche und mentale Stärkung abzielt, ist ein Weg, um ein tiefes Gleichgewicht wiederherzustellen. Dadurch können sowohl die physische Energie als auch die geistige Präsenz regeneriert und unser maximales Potenzial freigesetzt werden.
Hatha Yoga und der Beckenboden
Die Rolle des Bauchs und des Beckenbodens in der Praxis des Hatha Raja Yoga ist zentral – sowohl in ihrer Funktion zur Stabilisierung des physischen und energetischen Körpers während der Asana-Haltung als auch in ihrer gegenteiligen Aufgabe des tiefen Loslassens und der Entspannung, was oft die schwierigere Phase darstellt. Beide Phasen sind essenziell, um ein tiefes Bewusstsein zu erreichen, das nur durch ein ausgewogenes Wechselspiel zwischen Tun und Nicht-Tun, zwischen Praxis (Abhyasa) und Loslassen (Vairagya), zugänglich ist.
Indem man den strukturellen Geweben von Bauch und Beckenboden ein gesundes und fließendes Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung zurückgibt, kann ein Zustand des Gleichgewichts in einem physischen und energetischen Bereich wiederhergestellt werden, der leidet und durch innere Konflikte blockiert ist.
Der Fokus der Arbeit auf Bauch und Beckenboden überträgt sich während der Praxis sowohl auf die physisch-energetische Ebene durch die Arbeit an den Asanas als auch auf die energetisch-mentale Ebene durch spezifische Techniken und das Atemanhalten.
Daraus ergibt sich, dass während aller Phasen der Hatha Raja Yoga-Praxis die Aufmerksamkeit stets der Bauch- und Beckenbodenstruktur gilt, um die besten Vorteile einer ganzheitlichen Praxis zu entwickeln und zu nutzen.